Wir waren selbstverständlich glücklich und stolz, als uns Spaarne Gasthuis bat, Ideen für den Neubau des Krankenhauses in Haarlem-Zuid zu entwickeln. Daraus wurde schließlich eine ausgebreitete Studie über das Krankenhaus von heute – und morgen, in der sich die Ambitionen und das große Innovationsstreben des Auftraggebers widerspiegelten.
Obgleich wir den Auftrag für die Realisierung des Krankenhauses letztendlich nicht bekommen haben, möchten wir dennoch einen Blick auf „unser“ Spaarne Gasthuis werfen – ein Krankenhaus mitten in der Gesellschaft und bereit für die Zukunft.
Drei wichtige Aspekte unserer Studie sollen hier kurz beleuchtet werden: Die Möglichkeit der Erweiterung oder Verkleinerung von Abteilungen – ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die Zukunftsbeständigkeit des Krankenhauses. Der zweite Aspekt, den wir bei diesem Projekt stärker als je zuvor verfolgt haben, ist die Rolle der Familie bei der Genesung der Patienten. Ein weiterer, wesentlicher Aspekt des Krankenhauses der Zukunft ist die Berücksichtigung von IKT und damit auch von Kommunikation.
Das Spaarne Gasthuis Haarlem-Zuid kann in vielerlei Hinsicht zum echten Bestandteil der Stadt werden. In unserer Studie öffnet sich das neue Krankhausgebäude zu den umliegenden Vierteln und seine Hauptachsen schließen an die Wege für Fußgänger und Fahrradfahrer an. Der Raum innerhalb und außerhalb des Krankenhauses wird zum Herz der Umgebung. Der Außenraum bietet grüne Spazierwege und Bewegungsmöglichkeiten für die Nachbarschaft und dient als „Healing Garden“ für die Patienten und das Krankenhauspersonal. In abgeschlossenen grünen Patios erholen sich die Patienten im Freien und das Pflegepersonal kann entspannen.
Ein zukunftsbeständiges Krankenhaus ist ein adaptives, also anpassungsfähiges Krankenhaus. Die physische Erweiterung oder Verkleinerung von Abteilungen ist relativ einfach zu realisieren, wenn im Entwurf bereits alles gut durchdacht wurde. Gestaltet man beispielsweise die Räume für die Akutversorgung etwas größer als normal, können sie bei Bedarf einfach zu vollwertigen Intensiv-Zimmern umfunktioniert werden. Die Standard-Patientenzimmer können so ausgeführt werden, dass sie problemlos zu „Medium Care“-Zimmern umgestaltet werden können. Kurzum: Es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass in Zukunft die räumlichen Gegebenheiten flexibel auf unterschiedliche Behandlungen und Disziplinen angepasst werden können, ohne dass dafür extra ein Umbau nötig ist.
Die Nähe der Familie und Angehörigen („Family Centerd Care“) hat einen großen Einfluss auf die Genesung von Patienten. Dieser Aspekt und mit ihm verbunden die Gestaltung einer besucherfreundlichen Atmosphäre wurde unseres Wissens noch nie so konsequent umgesetzt wie in dieser Studie. Vom ersten Kontakt am Empfangstresen bis in die Behandlungszimmer hinein – die Angehörigen erhalten ebenso viel Raum wie die Patienten selbst. Anders gesagt: Unser Anspruch war ein Krankenhaus ohne Klappstühle. Eine echte Neuerung ist die Familienzone in jedem Intensivzimmer: ein wintergartenähnlicher, abschließbarer Raum an der Fassadenseite, wodurch die Familie dicht beim Patienten sein kann, ohne Ärzte und Pflegepersonal bei deren Arbeit zu behindern. Diese Zonen können auch von außen erschlossen werden, sodass die Familie – selbst bei einer Pandemie sowie Covid – dem Patienten nah sein kann, ohne selbst die Intensivstation betreten zu müssen.
IKT hat einen großen Einfluss auf die Entwicklungen in der medizinischen Versorgung. Aber was bedeutet IKT für die Arbeitsumgebung von Ärzten und Pflegepersonal? Für sie geht es bei IKT um den vielleicht wichtigsten Aspekt einer optimalen Pflege: Kommunikation. Alles was durch IKT ermöglicht wird, benötigt auch eine räumliche Übersetzung. Bislang wird das in Krankenhäusern noch nicht ausreichend berücksichtigt. Beispiele für diese Übersetzung sind Räume für 1:1-Videotelefonie, z. B. für Patientengespräche oder Konsultationen unter Kollegen, oder auch Räume für Teambesprechungen mit Ärzten an anderen Orten der Welt, um Wissen und Erfahrungen zu teilen. Eine prominente Rolle in unserem Entwurf spielt auch der „Wissens-Campus“. Einen Ort für Wissensaustausch und Lernen zu kreieren, bietet die große Chance, Wissen, Forschung und Ausbildung zusammenzubringen. Arbeitsräume, virtuelles Arbeiten, Besprechungs- und Ausbildungsräume gehen Hand in Hand mit informellen Begegnungen und Zusammenarbeit – das ist die Zukunft des Arbeitens!