Wenn etwas funktional sein soll, kann es nicht schön sein. Und wenn es schön sein soll, kann es nicht funktional sein. Diesen scheinbaren Gegensatz hört man viel zu oft, wenn es um Architektur geht. Die multidisziplinäre Facharztklinik „Form und Bewegung“, die wir für das Universitätsklinikum Groningen (UMCG) entworfen haben, unterstreicht, dass dieser Widerspruch nicht existiert.
Das Universitätsklinikum wollte eine neue Facharztklinik etablieren, einen Ort für alle Behandlungen rund um den menschlichen Bewegungsapparat, an dem Orthopädie, Physiotherapie, Rehabilitation und Plastische Chirurgie vereint sind. Die Zusammenlegung dieser bisher im Krankenhaus verteilten Disziplinen sollte zu Synergien und damit zu einer noch besseren medizinischen Versorgung führen.
In einem der Flügel des Krankenhauses war ein Drittel der bisherigen Gesamtfläche der Abteilungen für die neue Facharztklinik vorgesehen. Das bedeutete, dass alle Disziplinen Platz einbüßen mussten. Mit den engagierten und konstruktiv denkenden Ärzten, Pflegekräften und Managern sind wir in einen intensiven Workshop-Prozess eingestiegen, um gemeinsam einen guten Entwurf zu entwickeln. Und das ist uns auch gelungen.
Bereits früh entschieden wir, die Bereiche der Patienten und Professionals klar voneinander zu trennen. Diese Entscheidung war nicht zuletzt darin begründet, dass das UMCG ein akademisches Krankenhaus ist, in dem für die Ausbildung der Ärzte separate Räumlichkeiten für Supervision benötigt werden.
Alle Sprech- und Behandlungszimmer sind multifunktional. In einem Raum kann morgens Physiotherapie stattfinden und mittags wird er von Orthopäden genutzt. Einige Räume sind besonders groß und können flexibel unterteilt werden. Sie sind auch für multifunktionale Sprechstunden mit mehreren Spezialisten geeignet. Außerdem gibt es auch Gipsräume, Reharäume und eine Fotostudio.
Wenn man als Patient von der zentralen Magistrale des Krankenhauses eintritt, gelangt man direkt zum Empfangstresen. Der Eingangsbereich ist geprägt durch runde Formen, die sich auch an den Wänden und der Decke wiederfinden. Sie vermitteln bereits unbewusst das Gefühl von Bewegung. Drei parallel Korridore führen ins Innere der Facharztklinik. Man muss jeweils nur einmal rechts oder links abbiegen und schon ist man dort, wo man sein möchte. Die Flure mit den Sprech- und Behandlungszimmern haben Wände aus mattem Glas. Überall ist es hell, freundlich und zugänglich. Nirgends fühlt oder sieht man, dass alles auch in hohem Maße funktional und effizient ist. Die Facharztklinik „Form und Bewegung“ zeigt, wie gut Form und Funktion auch in einer medizinischen Umgebung miteinander einhergehen können.