Gastfreundliche IrisZorg

Gelderland, Overijssel und Flevoland, Niederlande

Ein warmer und sicherer Ort
für Menschen, die Unterstützung benötigen

Wärme, Menschlichkeit und Verbundenheit sind von großer Bedeutung für Menschen, die aufgrund einer Sucht (z. B. Alkohol, Drogen, Spiele oder Games) Hilfe suchen. Doch Einrichtungen der Suchthilfe sind hinsichtlich ihrer Unterbringung oft abhängig von den Gemeinden und befinden sich in der Regel an wenig attraktiven Standorten – etwas versteckt und nicht sehr einladend, so als hätten sie etwas Beängstigendes. Mit keinen Eingriffen lässt sich diese äußere Anmutung bereits verändern und die Außenseite der Gebäude „entrümpeln“. Vor dem Eingang können eine Bank, ein Mülleimer und ein Fahrradständer aufgestellt werden. Außerdem kann die Fassade besser beleuchtet und dafür gesorgt werden, dass Einblicke ins Gebäude ermöglicht werden und so mehr Offenheit entsteht.

Menschlichkeit steht an erster Stelle

Die Klienten haben aufgrund ihrer Sucht häufig das Gefühl von Selbstwert und Selbstbestimmung verloren. Ausgangspunkt von IrisZorg ist die Überzeugung, dass jeder Mensch wertvoll ist. Die Organisation unterhält 60 Standorte in den Regionen Gelderland, Overijssel und Flevoland. Einander begegnen, einen Sinn finden, Gastfreundlichkeit, Engagement und Selbstbestimmtheit sind die fünf Grundprinzipien, die im Zentrum des Konzepts von IrisZorg stehen. Um dies künftig auch auszustrahlen, strebt IrisZorg eine Veränderung des Erscheinungsbildes ihrer Einrichtungen an – sowohl von außen als auch von innen.

Gemeinsam entwerfen

Am Anfang standen gemeinsame Workshops, in denen Mitarbeitende von IrisZorg ihre Ideen zu Arbeitsprozessen, Sicherheit und dem Umgang mit Klienten einbringen konnten. Dies führte zum Projekt „Gastfreundliche IrisZorg“ bei dem Mitarbeitende verschiedener Abteilungen einen „Thinktank Interieur“ bildeten. Wiegerinck brachte dabei seine Expertise im Bereich Healing Environment (auf Grundlage des Evidence Based Designs) ein zu Themen wie Selbstbestimmung, Privatsphäre, positive Ablenkung für die Klienten und die Arbeitsumgebung des Personals.

Von außen nach innen

Einige Standorte setzen inzwischen bereits Veränderungen um. Beim Betreten der Gebäude hat man nicht das Gefühl, man befindet sich in einer Institution oder Einrichtung. Es gibt keine Empfangstresen oder geschlossene Türen, sondern ein Willkommensmöbel, an dem man von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter begrüßt wird. Vielleicht steht gerade eine Suppe auf dem Herd oder man bekommt eine Tasse Tee. Kurz: Man befindet sich an einem einladenden Ort, an dem eine erste behutsame Begegnung und ein erstes Gespräch stattfinden können.

Wie in einem Wohnhaus

Auch in den anderen Räumen fühlt man sich wie in einem Wohnhaus oder Hostel. Die Qualität der Einrichtung passt zu einer professionellen Institution wie IrisZorg und strahlt aus, was IrisZorg für ihre Klienten und Mitarbeiter sein möchte. Im Wohnzimmer gibt es viele verschiedene Sitzmöglichkeiten. Wenn Klienten Ruhe suchen, können sie etwas abseits Platz nehmen, wenn ihnen nach Gesellschaft ist, können sie an einem großen Tisch zusammen mit anderen sitzen. Die Einrichtung unterstützt Klienten dabei, um in Ruhe erste Schritte zu unternehmen. Spiele, Bücher, Zeitschriften, Bleistifte, Papier – alles, was man normalerweise in einem Wohnzimmer findet, gibt es auch hier. So werden die Klienten ermuntert, zu tun, was sie gerne möchten oder ohnehin gerne tun. Sie dürfen sich zu Hause und respektiert fühlen. Vom Außenraum bis zum Schlafzimmer: Die gesamte Umgebung trägt zur Erholung und zum Selbstwertgefühl bei und spiegelt den Klienten wider, dass sie autonome und wertvolle Menschen sind.

Eigene Regie, eigene Möbel

Nicht alle Elemente der Inneneinrichtung sind neu, es gibt auch Platz für anderes, z. B. einen Schrank aus einem Second-Hand-Shop, der mit etwas frischer Farbe gut ins Konzept passt. In den Schlafzimmern der Klienten sind auch eigene Gegenstände willkommen (oder Dinge, welche die Klienten gemeinsam mit ihren Begleitern aussuchen) und es gibt einen Sessel für Besucher. Und was wirklich einzigartig ist: Ein Teil der Einrichtungsgegenstände wird im Rahmen der Beschäftigungstherapie von den Klienten selbst hergestellt.

Der gesamte Entwurf wurde in eine Art „IKEA Katalog” übersetzt, mit Einrichtungselementen, aus denen die Mitarbeiter von IrisZorg selbstständig auswählen und bestellen können. Auf diese Art können die Standorte selbst kleinere Interieurprojekte realisieren und das Resultat passt immer ins gewünschte Gesamtkonzept.

IrisZorg arbeitet aus einem die Genesung unterstützenden Ansatz heraus, und dazu kann auch die Inneneinrichtung beitragen. Jeder Klient ist einzigartig und der Entwurf bietet den Raum, ganz man selbst zu sein und die eigene Identität zu zeigen.

“Die Liebe und die Zugewandtheit der Mitarbeiter spürt man nun auch in der Gestaltung des Interieurs.”

Milee Herweijer
Architektin/Innenarchitektin

“Die Liebe und die Zugewandtheit der Mitarbeiter spürt man nun auch in der Gestaltung des Interieurs.”

Projektdaten

Ort
Gelderland, Overijssel und Flevoland, Niederlande
Raumprogramm
Umbau und Renovierung von Mehrzweckräumen, Büros und Räumen für Tagesaktivitäten
Planungszeitraum
2020 – 2021
Status
Interieurentwurf abgeschlossen, erste Teilprojekte wurden oder werden ausgeführt
Auftraggeber
IrisZorg
Mitarbeiter
Milee Herweijer, Stephanie Klein Holkenborg, Laura Evers
Fotografie
Hanne van der Woude