Bei der ersten großen Fernseh-Spendenaktion der niederländischen Geschichte im Jahr 1962 kamen beinah 22 Millionen Gulden für den Bau von „Het Dorp” (auf Dt.: „Das Dorf“) in Arnhem zusammen. So konnte die erste Wohngemeinschaft für Menschen mit einer Behinderung in den Niederlanden entstehen – ein wichtiger Schritt in Richtung Emanzipation. Rund 50 Jahre später war es an der Zeit für eine Neugestaltung von „Het Dorp“, um es zu modernisieren und an die Wohn- und Versorgungsstandards von heute anzupassen.
In 2018 lud der Auftraggeber Siza verschiedene Parteien dazu ein, über die Neugestaltung nachzudenken. Entstehen sollte ein zugängliches, inklusives Viertel, in dem Menschen mit und ohne Behinderung in einer schönen, nachhaltigen und grünen Umgebung zusammenleben. Obgleich unser Masterplan am Ende nicht realisiert wurde, möchten wir hier unsere Ideen skizzieren: „Ons Dorp” (auf Dt.: „Unser Dorf“) – so haben wir das neue, inklusive Viertel genannt.
Wie wird aus einem eher in sich gekehrten, unpersönlich wirkenden Ort ein offenes, diverses und nachhaltiges Wohnviertel? Wie entwickelt man einen städtebaulichen Plan, der alle Anforderungen erfüllt und dabei eine schöne, offene Umgebung für alle Bewohner schafft? Das waren die zentralen Fragen, die uns beschäftigt haben. Im Raumprogramm waren Pflegewohnungen, Apartments, Mietwohnungen, eine Hausarztpraxis, eine Apotheke und eine Bäckerei vorgesehen. Jedes Gebäude und jede Einrichtung musste leicht zugänglich und für Menschen mit einer Behinderung gut erreichbar sein, was hinsichtlich der Niveauunterschiede des Geländes eine gewisse Herausforderung darstellte.
Der Masterplan für „Ons Dorp” skizziert eine Umgebung, die überall Begegnungen ermöglicht. Die Bewohner leben in verschiedenen Nachbarschaften und kleinen Weilern. Jeder hat seinen eigenen Platz, aber teilt auch viel Verbindendes mit anderen, z. B. ein gemeinsames Gewächshaus, einen Gemüsegarten, einen Streichelzoo, einen Spiel- oder Grillplatz oder begegnet sich vor den Aufzügen im Gebäude. In Verbindung miteinander stehen, Erlebnisse teilen, zusammen aktiv sein – das zieht sich wie ein roter Faden durch „Ons Dorp”. Der Dorfplatz an der Ostseite ist das lebendige Zentrum der neuen, inklusiven Wohnumgebung.
In unserem Masterplan ist „Ons Dorp“ auf vielfältige Weise mit den umliegenden Stadtvierteln verbunden. Einerseits wortwörtlich, dadurch, dass die Wege im Viertel mit dem Rest der Stadt Arnhem verbunden sind. Andererseits aber auch im übertragenen Sinn, indem die Bewohner von „Ons Dorp“ zusammen den Bewohnern der angrenzenden Viertel gemeinsame Lösungen in Hinblick auf Energieversorgung, Wasserwirtschaft, Erholung und Natur finden können.
Durch die Lage am Hang sind Abwasserführung und Wasserspeicherung wichtige Aspekte. Die Wasserspeicherung ist auf unserem Plan auf verschiedenen Ebenen vorgesehen, sowohl unter- als auch überirdisch. Etwas ganz Besonders sind die Wadis am Fuße des Hügels. Nach Regenfällen entstehen hier in der waldreichen Umgebung natürliche Wasserbecken, die ein wunderbarer Ort für Anwohner, aber auch für Eltern und Kinder aus anderen Stadteilen sind.